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F-01

Ein Anspiel zu Palmsonntag

Ein Anspiel zu Palmsonntag

Von Tanja Schramm

Personen:

  • Eli
  • Rinah
  • Esther
  • Für das richtige Ambiente:
      • Volk (mit Palmenblättern),
      • Marktschreier (mit Ware),
      • Musiker (oder CD)

Szene 1.

Es ist was los in Jerusalem. Marktschreier stehen an ihren Ständen und verkaufen Ware. Das Volk ist unterwegs, sie tragen Palmenblätter. Rinah kommt herein, beobachtet das Treiben verwundert. Eli kommt von der anderen Seite dazu.

 Eli: He, Rinah!

Rinah: Hi, Eli. Sag mal, weißt du, was heute los ist?

Eli: was meinst du denn?

Rinah: Na, schau dich doch um! All die Leute, die heute unterwegs sind… der Marktplatzt ist völlig überlaufen!

Eli: Du hast recht. Und was wollen die mit all den Palmenblättern?

Rinah: Keine Ahnung!

Eli: Vielleicht hat der Obsthändler Amos wieder einer seiner berühmten Rabattaktionen (ahmt Marktschreier nach) Kaufen Sie Ein Schekel Datteln, und Sie bekommen GRATIS dazu ein EXKLUSIVES Palmenblatt!

Rinah: (wenig überzeugt) Ja toll. Und was soll man denn mit so‘nem Palmblatt? Die Dinger wachsen doch überall!

Eli: Was weiß ich? Vielleicht ist das die „allerneuste“ Mode aus Rom? Eigentlich ist das ja auch total Egal. He, hast du nicht viel mehr Lust, ne Runde mit mir Diskus zu werfen?

Rinah: Du immer mit deinem Blöden Diskus. Das ist wirklich so ziemlich die langweiligste Sportart, die es gibt!

Eli: Hey, ich kann nichts dafür, dass Fußball erst in 1500 Jahren erfunden werden wird! Bis dahin müssen wir mit einer Scheibe vorlieb nehmen.

Rinah: Aha. Aber hey, da kommt Ester. Vielleicht kann sie uns ja mehr sagen!

Esther: (kommt angelaufen) Hey, Leute!

Rinah: Hi, Ester! Sag mal, weißt du, was heute eigentlich los ist?

Ester: (etwas atemlos) klar! Jesus ist in der Stadt!

Eli: Jesus? Moment, war das nicht so’n Typ aus Galiläa? Ist nicht dein Onkel einer von seinen Leuten?

Ester: Genau. Ihr wisst doch, dass ich Verwandte da drüben hab – und mein Onkel Bartholomäus ist die letzten 3 Jahre mit diesem Jesus durch die Gegend gezogen.

Rinah: Aber ich dachte immer, der wäre so ein Verrückter aus der Provinz – was geht der uns Jerusalemer an? Warum diese Aufregung?

Ester: Mensch, lebt ihr denn hinterm Mond? Dieser Jesus ist keiner dieser X-Beliebigen Wunderprediger, die einem alles Mögliche für ne Handvoll Sesterzen erzählen. Mein Onkel hat erzählt, dass er Menschen geheilt hat – und sogar jemanden von den Toten auferweckt!

Eli: (skeptisch) von den Toten? Hä? Willst du mich etwa auf den Arm nehmen oder was?

Rinah: (verwundert) Das geht doch gar nicht.

Ester: Nein, eigentlich nicht – aber der Typ soll das können. Und obwohl mein Onkel schon etwas seltsam drauf ist, seitdem er mit dem durch die Lande zieht – gelogen hat Bartholomäus eigentlich nie.

Eli: Seltsam. Na, da ist es wirklich kein Wunder, das die den alle sehen wollen. Aber was solln bitte schön die Palmblätter?

Rinah: Man, Eli, denk nach! Du hast doch Geschichtsunterricht in der Synagoge – im Gegensatz zu uns Mädchen. Palmblätter auf der Straßen, ein besonderer Mann kommt nach Jerusalem… na, klingelt da was!

Eli: Ach, ja klar! Früher, als Israel noch einen König hatte – also, so einen den Gott ausgesucht hatte, nicht so’n Möchtegern wie der olle Herodes – da haben die Palmblätter auf die Straßen gelegt, wenn es einen Sieg gab. Wenn dann die Armee mit dem König von der erfolgreichen Schlacht zurückkam, wurden sie mit Palmenblättern begrüßt, als Symbol für Frieden und Sieg.

Rinah: Richtig. Aber dieser Jesus, der hat doch keine Armee! Und unser König ist der wohl kaum. Wir sind doch von den Römern besetzt… Die würden uns nie erlauben, wieder einen eigenen Herrscher zu haben.

Ester: Und deswegen auch die ganze Aufregung. (Flüstert) ich hab gehört, wie meine Eltern gesagt haben dass sich die Leute genau das von diesem Jesus versprechen: Sie glauben, dass er gekommen ist um endlich die Römer zu vertreiben. Ich meine, stell dir vor – ein freies Israel!

Eli: Puh, ich kann mir das ehrlich gesagt gar nicht vorstellen, seit ich denken kann sind wir Römische Provinz.

Ester: Und davor wurden wir von Griechenland beherrscht, davor von den Persern, und davor von den Assyrern und den Babyloniern… Seit hunderten von Jahren ist Israel nicht mehr frei gewesen.

Rinah: Wahnsinn. Aber ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass das dieser Jesus ändern soll.

Ester: Tja… Ich weiß auch nicht. Ich meine, wenn er wirklich Tote zum Leben erwecken kann, vielleicht kann er uns auch frei machen!

Eli: Tja… uns Frei machen… klingt ja ganz gut. Also Leute, ich will diesen Jesus mal von nahem betrachten. Komm, wir schauen mal, ob wir nicht einen Weg durch die Menge finden!

Rinah: Ja, lass uns zum Tempel laufen! Da wird er doch bestimmt auftauchen!

Ester: okay… geht klar! Die Stimmung ist ja auch wirklich bombig – ich will die Party nicht verpassen!

Ester, Rinah und Eli ab.

Die Party startet: Die „Bevölkerung“ führt zu israelischer Musik einen Reigen auf. (Hevenu Schalom oder ähnliches)

Volk ab.

Szene 2

 

Der Platz ist wie leergefegt. Ein Händler steht lustlos am stand, nur 2-3 Menschen schlürfen über den Markt.

Eli und Rinah kommen herein, sie sehen traurig aus.

Eli: Ich verstehe es einfach nicht.

Rinah: Das ist so traurig!

Eli: Stell dir vor – noch vor einer Woche waren wir genau hier, auf diesen Markt – da hat man ihn noch ganz groß gefeiert!

Rinah: „König Jesus“ haben sie gerufen… Und die Palmblätter geschwungen…

Eli: Und jetzt… ist er tot!

Rinah: Umgebracht von den Leuten, die ihn vorher gefeiert haben…

Eli: Da stecken doch bestimmt die Römer dahinter! Die hatten doch nur Angst, dass er wirklich eine Armee aufbaut und sie alle fertig macht!

Rinah: Ich weiß nicht… ich meine, als wir ihn im Tempel gesehen haben, schien er mir gar nicht wie ein Krieger. Er war ganz anders als ich ihn mir vorgestellt hatte. Ich glaube nicht, dass da die Römer dahinterstecken…

Eli: Naja… seltsam, wie sich so plötzlich alles verändern kann… vom gefeierten König zum gekreuzigten Verbrecher. Ich glaube nicht, dass er das verdient hatte.

Rinah: Ich verstehe das alles nicht.

Ester: (läuft außer Atem auf sie zu) He, Leute!!!

Eli: Hey, Ester, was soll die Aufregung!

Ester: Mensch, ich habe die seltsamste Nachricht bekommen!

Rinah: Jetzt mach mal Langsam –was ist denn los?

Ester: also, mein Onkel Bartholomäus hatte sich gemeinsam mit den anderen Jesus-Jüngern, naja… rar gemacht nachdem was Freitag passiert war.

Eli: kein Wunder. Am Ende wär man denen auch noch an den Kragen gegangen.

Ester: Eben. Aber heute Morgen kamen wohl auf einmal ein paar Frauen mit einer total verrückten Geschichte bei den Jüngern vorbei! Also, dieser Jesus soll angeblich… Naja…

Rinah: Was denn?

Ester: Also er soll… ach wisst ihr was? Kommt einfach mit zu mir nach Hause! Mein Onkel kommt heute bestimmt nochmal vorbei, dann hört ihr das ganze aus Erster Hand!

Eli: okay, auf was warten wir denn noch! Los! (ab)

Rinah: Hey, warte auf mich! (ab)

Ester: auf mich auch… (rennt ein stück, bleibt abrupt stehen und schaut ins Publikum) Wie Sie vielleicht gemerkt haben – die Geschichte mit Jesus ist noch nicht vorbei. Sie wollen wissen wie’s ausgeht? Verraten tu’s ich aber nicht. Ich geb‘ aber einen Tipp: kommen sie nächste Woche wieder vorbei – da ist nämlich Ostern!