AT
I-02

Historischer Hintergrund zu AT I-02

Daniel 1 1-21

Eckdaten:

  • Personen: Daniel / Beltschazar, Hananja / Schadrach Mischaël / Meschach, Asarja / Abed-Nego, Nebukadnezar, Aschpenas, Aufseher
  • Ort: Jerusalem, Babylon, das Land Schinar ist die Ebene in der Babylon liegt
  • Zeitepoche: 605 – 602 v.Chr. (bis 539 als der Perser Kyros die Macht über Babylon eroberte, dem Ende des neubabylonischen Reiches. Kyros wurde bereits 550 König der Meder und Perser)
  • Kultur: jüdisch / neubabylonisch
  • Autor des Textes: Daniel

 

Jüdische Speisegesetze

Als koscher (שר  wörtlich: „tauglich“) werden alle Lebensmittel bezeichnet, die nach den jüdischen Speisegesetzen erlaubt sind. Ob etwas koscher ist, ergibt sich aus den Vorschriften der Halacha für die Zubereitung und den Genuss von Speisen und Getränken. Sie basieren auf den Speisegeboten der Thora, den fünf Büchern Moses, und wurden im rabbinischen Judentum weiterentwickelt. Die Speisegebote waren im alten Judentum eine Sammlung zahlreicher Vorschriften. Die beiden Listen 3. Mose 11 und 5. Mose 14 hatten besonders große Bedeutung. Beide Texte stellen eine Verbindung zwischen der Heiligkeit Israels und der Meidung von „abscheulichen“ Speisen her. Inhaltlich geht es vor allem um den Verzehr von Fleisch: Das Fleisch welcher Tiere kommt als Nahrungsmittel in Betracht? Wie werden diese Tiere getötet? Wie wird ihr Fleisch zubereitet? Für Daniel war der Genuss von Fleisch unreiner Tiere und nicht koscher zubereiteter Speisen eine Aggression gegen seinen Gott.

In der babylonischen Gefangenschaft wurden die Speisegesetze im Judentum präzisiert. Die Vorschriften wurden anhand der Grundlagen in der Thora in genaue Regeln gefasst. Daniels Identifikation mit dem Gott Israel begründete sich in der Einhaltung der Speisegesetze und wurde so ein wichtiges Element im Judentum.

Babylonisierung

Als die jungen Leute nach Babylon kamen, sollten sie babylonisiert werden, also in der Kultur Babylons erzogen werden, damit der König der Babylonier hinterher jüdische Adlige hatte, die aber durch die Kultur Babylons geprägt waren und somit ihm treu. Die Namensänderung gehörte zu diesem Prozess und drückte einerseits die neue Herrschaft über die jungen Leute aus und stellte sie andererseits in Beziehung zu den babylonischen Göttern. Daniel = Gott ist Richter – Beltschazzar = Bel (Marduk) schütze sein Leben; Hananja = Jahwe ist gnädig – Schadrach = Befehl Akus (sumerischer Mondgott); Mischaël = Wer ist wie Gott? – Meschach = Wer ist wie Aku?; Asarja = Jahwe hilft – Abed-Nego = Diener Negos (Nabus).

Die Unterweisung in der babylonischen Kultur, Geschichte, Tradition und Wissenschaft war auf der einen Seite ein Privileg, aber anderseits auch eine Entfremdung der eigenen. Kultur. Dazu kam die Anordnung der anderen Speise. Die jungen Menschen sollten in ihrem Herzen Babylonier werden. Die Entkulturisierung löst aber immer eine Krise in der Persönlichkeit aus und führt zum Selbstwertverlust, da die angelernten Werte in der neuen Kultur entwertet.

Durch das Einhalten der mosaischen Speisegebote bewahrten Daniel und seine drei Freunde die kulturelle Identifikation als Juden. Das gab ihnen emotionale Stabilität und somit auch die seelische Freiheit sich mit den Gesetzen und den kulturellen Schriften Babylons auseinanderzusetzen. Die kulturellen Dokumente waren vielseitig und sind zum Teil heute noch bekannt. Sie studierten den Codex Hammurapi und wahrscheinlich auch den Gilgamesch Epos.

Die babylonische Hochkultur

Die Wichtigkeit des geschriebenen Wortes war in der babylonischen Kultur tief verankert. In der Astronomie, der Mathematik und anderen Wissenschaften waren die Babylonier die Erben der Sumerer. Die Archetektur Babylons, die Hängenden Gärten sind eines der sieben Weltwunder der Antike, war weltberühmt. Die wissenschaftliche Priesterschaft hatten einen großen Einfluss. Die Sterndeuter (הָֽאַשָּׁפִ֔ים ashshaph) waren eine Mischung von Astronomen und Astrologen, und die Magier (הַֽחַרְטֻמִּים֙  ha·ḥar·ṭum·mîm) (Daniel 1,20) waren Wissenschaftlern der Chemie und Physik gepaart mit Zauberei und magischer Mystik. Beide Gruppen gehörten auch zur babylonischen Priesterschaft.